#distinguishedAF

 

Unabhängig von einer Vorahnung davon, wie 2020 nachhaltig unser Leben verändert hat, entwarf Heidi Holleis im November 2019 als dystopischen Selbstversuch das fiktive Plattenlabel ILLUSIONS NEVER HEARD, inklusive ihrer mehr als 50 LP-Cover beinhaltenden fiktiven Band RESERVE ARMY OF LABOUR. Während Arbeitslosigkeit in unserer neoliberalen Gesellschaft eine Disqualifizierung und Abwertung des Arbeitnehmers darstellt, hat Karl Marx im Gegenzug den Gruppenbegriff RESERVE ARMY OF LABOUR formuliert, um der im System nicht arbeitenden Bevölkerung trotzdem eine Sichtbarkeit und Wertschätzung zu geben und damit eine Analyse zu schaffen.

Mit Covid-19 wurde die künstlerische Recherche zu einer interdisziplinären und popkulturellen Auseinandersetzung und als  Kollektiv #distinguishedAF bestehend aus Heidi Holleis und Karn Pernegger neu fokussiert, da das Prekariat des Kultursektors mit seiner nicht systemrelevanten Klassifizierung zusätzlich befördert und in einen Stillstand versetzt wurde.

Eine Auswahl der LP-Titel „releasen“ einen philosophisch-politischen Background: So beziehen sich z. B. „define-classify-manage-regulate“, „Windows and Walls“, „Books and Walls“, „Treatise on Freedom“ frei auf die Schrift „Überwachen und Strafen“ von Michel Foucault – der aktuell im Corona-Super-Gau wieder Brisanz gewinnt – oder auf Virginia Woolf´s Essay „A Room of One´s Own“ welcher zu den meist rezipierten Texten der Frauenbewegung zählt und nun mit den Femiziden im Lockdown verknüpft werden kann. In diesem Sinne leiten sich auch die Covers „Make Kin, not Babies“ auf Donna Haraway oder „Out-Ghost Theme 1-3,“ auf Jaques Derrida.

Zum ersten „Release“ werden drei limitierte LP-Editionen veröffentlicht, die selbst stehend für die aktuelle Zeit eine nicht bespielte, weiße Vinyl umfasst.